Seagull 4(A|B).*

Die Seagulls 4A und 4B sind 6*6 Mittelformat, Zweiäugige Spiegelreflexkameras,  mit Zentralverschluss, aus Chinesischer Produktion.
Sie sind „Kopien“ der Rolleicord oder Rolleiflex. BTW: Im Gegensatz zu Mamiya schaffte es Rollei nicht eine Variante mit Wechselobjektiven anzubieten.
Mechanisch sind die Seagull 4 von mäßiger Qualität. Ein Satz Feinmechanikerschraubendreher hilft sich häufig lockernde Schrauben wieder fest zu drehen. Man könnte die Seagull 4-A und 4-B als Klapperkisten bezeichnen.

Seagull 4BI

Bei den 4Bs wird der Film über ein Drehrad, an der rechten Seite transportiert und man muss auf der Rückseite, durch einen Rotfilter auf die Nummerierung auf der Rückseite des Rollfilms achten.
An meiner 4B-1 gibt es zweit Bullaugen, eines mit „12“ und eines mit „16“ beschriftet. Allerdings habe ich keine Möglichkeit gefunden, das Aufnahmeformat von 6*6 auf 6*4,5 zu reduzieren, wie es bei den Seagulls 203 möglich ist.
Dummerweise kann man mit dem Drehrad den Film auch in die falsche Richtung transportieren.
Der Verschluß muss seperat, am Objektiv gespannt werden. Dadurch sind Doppelbelichtungen, im guten wie im schlechten, sehr einfach möglich 😉 .

Die 4As haben an der rechten Seite eine Kurbel, die man zum Filmtransport nach Vorne, und zum spannen des Verschluß nach hinten drehen muss. Dadurch werden Doppelbelichtungen verhindert. Will man doch mehrfach Belichten, es gibt, nahe der Transportkurbel einen kleinen Knopf um Mehrfachbelichtungen zu ermöglichen. Ausprobiert habe ich das noch nicht.

An der linken Seite gibt es, bei der 4A als auch bei der 4B, einen Knopf zur Fokusierung. Beide haben unterschiedliche Tiefenschärfenanzeigen.

Objektive

Die 4A-1 hat ein 75mm f3.5, mit 4 Linsen in 3 Gruppen (Tessar?)
Die 4A-103 und 4A haben ein 75mm f3.5 mit 3 Linsen in 3 Gruppen (Cooke triplet)
Die 4-Bs haben ebenfalls ein 75mm f3.5 Triplet .

Das Sucherobjektiv der 4As ist ein 75mm f2.8 Triplet. Das der 4-Bs ein 75mm f3.5 Triplet.

Ja, ich bin verführbar. Die Kamera ist, ohne ein Set von Feinmechanikerschraubendreheren kaum nutzbar. Aber die Imperfektion des Triplet-Objektivs entschädigt für alles.
Bei offener Blende (f3.5) ist die direkte Bildmitte knack scharf. Der Rest verschwimmt / verwirbelt sich in einem traumhaften Bokeh.
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber das Triplet scheint eine ganz eigene Farbwiedergabe zu liefern, die mir sehr gefällt.
Ab f5.6 ist das Triplet, über das gesamte Bildfeld scharf.
Die Blende reicht, stufenlos von 1:3.5 bis 22.

Zu dem Vierlinser der 4A-1 kann ich nichts schreiben.

Verschluss

Der Zentralverschluss reicht von B über 1 Sek. bis 1/2, 1/4, 1/8, 1/15, 1/30, 1/60, 1/125, 1/300.
Sowohl die 4As als auch die 4Bs haben einen Selbstauslöser. Ich selbst habe den noch nie ausprobiert. Im Internetz gibt es zum Selbstauslöser nur Horrorgeschichten zu lesen.
Bei nicht nur einer meiner Seagull 4(A|B) oder 203 ist der Verschluss verharzt, so das die langen Verschlusszeiten nicht mehr funktionieren.

Sucher

Lichtschachtsucher (Waist-level finder) mit ausklappbarer Lupe und einem Visierdurchguck.
Die Mattscheibe ist, bei meinen Exemplaren, aus Kunststoff, mit einem Schnittbildentfernungsmesser mit, je nach Modell, unterschiedlichen Winkeln.
Besonders hell ist der Sucher nicht.
Das Scharfstellen ist nicht einfach, aber mit etwas Geduld und Mühe funktioniert es doch erstaunlich präziese. Wer sich eine Seagull für Präzision kauft ist selbst schuld 🖕.

Preise

Zur Zeit – 6/2019 – werden die Klapperkisten für 50 bis über 150€s gehandelt. Meiner Meinung nach vollkommen übertrieben. Man kann sich nicht sicher sein, wie lange so ein Teil funktionieren wird. Ich zahlte für meine nicht mehr als 25€s.
Sollte der Verschluß nicht mehr zuverlässig funktionieren, wenn es überhaupt jemand macht, eine Reperatur kostet deutlich mehr als die Kamera.

Fazit

Das Cooke triplet (75mm f3.5) ist ein watteweicher Traum, der sich um sich selbst drehen kann. Nur wegen diesem Glas kaufe ich mir diese Klapperkisten.

Wenn man das komplett manuelle Knipsen ausprobieren möchte, es gibt kaum eine preiswertere und fas­zi­nie­rende Möglichkeit, das im Mittelformat zu machen.
Es gibt keinen Belichtungsmesser, keinen Autofokus, nichts. Wenn die Mechanik funktionert, die Ergebnisse sind !.

Dadurch das der Lichtschachtsucher ein aufrecht stehendes aber seitenverkehrtes Bild zeigt, erfordert die Komposition Abstraktionsvermögen und Zeit. Beides führt oft zu besseren Bildern. Und die Größe des Sucherbildes ist, im Vergleich zu Kleinbildkameras (Vollformat), ein Traum, der noch mehr Präzision ermöglicht. Und das mit so einer Klapperkiste 😉

Ich scanne gerade den ersten Film, den ich mit meiner neuen 4A-103 belichtete. Die Klapperkisten schaft es nicht das Bild mittig auf den Film zu projizieren.

Aber wegen solcher Ergebnisse kaufe ich mir diesen „Schrott“:

http://www.cameramanuals.org/pdf_files/seagull_4a_series.pdf

Bäume

Fuji Fujicolor C 200,
Meyer Optik Lydith / Pentacon 30mm f/3.5,
Praktica MTL3

Ai-S Nikkor 28mm 1:2.8

Dieses manuell Fokus Objektiv wurde, als Ai-S Version von 1981 bis 2006 gebaut.
Die Ai Version hat eine andere optische Konstruktion (Sieben Linsen in sieben Gruppen). Laut Norbert Michalkes Nikon classics aber eine ähnlich gute optische Leistung.
Acht Linsen in acht Gruppen.
Sieben Blendenlamellen, die in ganzen Stufen rasten, von 2.8 bis 22.
52mm Filtergewinde.
Streulichtblende HN-2.

Optische Eigenschaften

Linke obere Bildecke, f2.8, Fokus auf ∞

Schon bei f2.8 ist die Schärfe, über das gesamte Bildfeld hervorragend. Es gibt keinen bemerkbaren Randlichtabfall.
Die Ecken werden etwas weich/überstrahlen, wie bei einem Ai[-S]-Weitwinkel nicht anders zu erwarten. Aber in einem sehr geringen Maß.
Farbränder an den Lichtkanten habe ich nicht erkennen können.
Den Bokeh finde ich, nicht nur für eine Retrofokus­konstruktion sehr deutlich im grünen Bereich.
Wenn das Ai-S Nikkor 28mm 1:2.8 Verzeichnungen produziert, ich habe sie nicht erkennen können.

Mechanik und Haptik

Es ist ein Ai[-S] Nikkor: Der Fokus läuft sanft und satt. Die Blendenstufen (ganze Stufen) rasten satt ein, auch nach mehreren Jahrzehnten Gebrauch.
Kein Plastik. Nur Metal, Glas und ein wenig Gummi.

Fazit

Es gibt bessere 28er für Nikon-F.
Das 1.8 G-Type spielt in einer anderen Liga, funktioniert an einer Ai-Kamera (z.B. FM/FE, F2) leider nicht.
Das Nikon 28mm f/1.4 AF-D spielt in einer anderen Preisklasse.
An meiner D700 (12MP) funktioniert das Ai-S Nikkor 28mm 1:2.8 hervorragend, genau so wie an meinen Filmkameras und der Z 6.
Der Bokeh ist sehr schön, nicht nur für ein Weitwinkel. Das Objektiv ist schon bei f2.8 ohne Einschränkungen nutzbar.
Meines verschenkte Foto Köster in Münster für 149€s.
Wenn Sie auf manuell Fokus Objektive stehen und ein Exemplar um die 200€s erstehen können, greifen Sie zu.

NIKKOR – The Thousand and One Nights No.57

Die ersten Bilder mit f2.8

Berg Fidel

Fuji Fujicolor C 200,
Meyer Optik Lydith / Pentacon 30mm f/3.5,
Praktica MTL3