Russenleica – Zorki 4 –

Die Zorki ist eine meiner Lieblingskameras. Ich hatte das große Glück, dass ich sie auf einer Kamerabörse für kleines Geld erwerben konnte. Sie wird auch Russenleica genannt.

Bei meinem Modell handelt es sich um eine Zorki 4.

Ursprünglich hatte man in der damaligen Sowjetunion einfach die Leica II nachgebaut und dann weiterentwickelt. Die Zorki 4 ist die 4. Version und wurde von 1956 bis 1978 produziert, insgesamt ca. 1.700.000 Stück.
An der Seriennummer ist ersichtlich, dass mein Exemplar aus dem Jahr 1961 stammt.
Wie bei allen Zorki-Kameras handelt es sich um relativ grobschlächtige Apparate, die man nicht mit Leicas oder Nikons vergleichen kann. Der Filmtransport ist so schwergängig, dass man am liebsten eine Rohrzange benutzen möchte.

Meine Zorki hatte noch andere Macken. So funktionierten z. B. die langen Belichtungszeiten nicht. Aber es gibt genügend Infos im Netz, um diese Problemchen zu beheben.

 

Film

Man kann jeden handelsüblichen Kleinbildfilm verwenden. Anders als bei den Schraubleicas muss der Filmanfang nicht zugeschnitten werden. Auch das Laden des Filmes ist erheblich leichter als beim Vorbild, weil die Rückwand abgenommen werden kann. Nach dem Einlegen des Filmes darf man natürlich nicht vergessen, das Zählwerk auf Null zu stellen, sonst weiß man nicht, wieviele Aufnahmen gemacht wurden.

 

Verschluss

Die Zorki ist eine rein mechanische Kamera und hat einen vertikal ablaufenden Tuchverschluss. Die kurzen Zeiten bis 1/60 Sekunde werden über die Breite des Schlitzes gebildet. Bei den längeren Zeiten wird das Fenster komplett geöffnet. Es gibt Verschlusszeiten von 1 bis zur 1/1000 Sekunde und zusätzlich B. Ganz wichtig ist, dass die Verschlusszeit erst nach dem Spannen bzw. Filmtransport verstellt werden darf, ansonsten zerstört man die Verschlussmechanik. Eine Batterie braucht man nicht.

Sucher

Es handelt sich um eine Messsucherkamera, d.h. dass man am Objektiv den Entfernungsring solange dreht, bis sich in der Suchermitte das sogenannte Mischbild überlappt, was erstaunlich gut funktioniert. Der Sucher ist ausreichend hell, das Mischbild ist gut sichtbar und relativ genau.

Als Brillenträger kann man leider nicht das gesamte Sucherfeld überblicken.

 

Belichtungsmesser

Einen Belichtungsmesser gibt es nicht. Man muss also:
– Die Belichtung schätzen, was sehr schwierig ist.
– Eine Belichtungstabelle nutzen, was etwas weniger schwierig ist.
– Die Belichtung mit einer anderen Kamera messen, was sehr uncool ist.
– Eine App auf dem Smartphone nutzen, was extrem uncool ist.
– Einen externen Belichtungsmesser benutzen, wie früher üblich.

 

Objektiv

Beim Objektiv handelt es sich um ein Jupiter 8 mit 50 mm Brennweite und einer ordentlichen Lichtstärke von 2,0. Die Linse ist bei offener Blende sehr weich, was aber kein Nachteil darstellt, wenn man sich dessen bewusst ist. Ab Blende 5,6 ist die Schärfe dann sehr gut. Der Blendenring hat keine Rasterung, woran man sich erst gewöhnen muss.

Die Kamera hat einen M39 Schraubanschluss. Die Objektive passen also auch an eine Schraubleica. Man kann natürlich auch Leicalinsen an eine Zorki schrauben.

 

Fazit:

Wenn man das Glück hat, eine funktionierende Zorki 4 zu erwischen, sollte man zuschlagen. Das Fotografieren ist etwas mühselig, macht aber sehr viel Spaß, die Ergebnisse sind absolut OK und man wird öfters von älteren Herrschaften auf die Kamera angesprochen.
Eine funktionierende Zorki 4 kostet ca. 40–50 €. Schraubleicas kosten mindestens das 10-fache, bieten aber auch eine andere Haptik.

Eine Bedienungsanleitung gibt es hier:
https://www.g-st.ch/privat/kameras/zorki4manual.html#herausnehmen